Ich gehe am Strand entlang. Barfuß in den weichen Sand einzutauchen, die Zehen von der nächsten Welle umspülen zu lassen, jeden Schritt elastisch, kraftvoll und lebendig zu spüren – welch ein Genuss!
Ich erlebe meinen Körper als wahres Bewegungswunder. Meine Muskeln entlang der Wirbelsäule sind aktiv und wach, meine Bauchmuskulatur stützt mich wie ein kraftvolles Korsett. Meine Arme schwingen locker mit, meine Schultern fühlen sich frei und unbelastet an. Der Wind umspielt meinen Nacken, ich spüre die salzige Luft auf meiner Haut und schmecke das Meer auf meiner Zunge. Dieser Moment ist ein Fest für die Sinne – pure Dankbarkeit, pure Freude am Erleben.
Mein Körper trägt mich, erträgt mich – schon mein ganzes Leben lang. Ihn so bewusst zu spüren, erfüllt mich mit Ehrfurcht.
Diese stillen Augenblicke mit mir selbst sind zu einem wertvollen Ritual geworden. Selbst wenn ich nicht jeden Tag mit einem Strandspaziergang beginnen kann, kann ich meinen Tag mit Dankbarkeit begrüßen. Während ich meine erste Tasse Kaffee genieße, lasse ich meine Gedanken zur Ruhe kommen, rücke meine Empfindungen ins richtige Licht. Ich habe verstanden, dass Glück, Zufriedenheit und Leichtigkeit keine Selbstverständlichkeit sind – sie entstehen durch bewusste Entscheidungen.
Ich nehme mir heute Zeit für Momente, die mich mit Frieden und Verbundenheit erfüllen. Ein Spaziergang über eine Wiese, der Anblick eines Flusses, der Duft des Waldes – all das sind Geschenke, die uns Kraft geben. Selbst im Alltag, beim Einkaufen, beim Kochen oder während der Arbeit, kann ich diese Empfindungen abrufen. Ich entscheide, ob ich in einem Gefühl bleibe oder etwas verändere.
Dankbarkeit ist der Schlüssel. Sie öffnet die Türen zu einer Lebensqualität, die wir oft im Trubel des Alltags übersehen.
Mittlerweile begleitet mich dieses Gefühl fast immer – auch an schwierigen Tagen. Auch wenn Müdigkeit, Antriebslosigkeit oder Schmerzen da sind, weiß ich: Alles kommt, alles ist da, alles geht. Kämpfen wir nicht gegen das, was gerade ist, nehmen wir den „negativen“ Empfindungen ihre Wucht. Stattdessen entsteht Vertrauen.
Doch das war nicht immer so.
Lange habe ich mit Schmerzen gehadert, gegen sie angekämpft, unzählige Therapien ausprobiert. Heute bin ich dankbar für all diese Erfahrungen – sie haben mir gezeigt, dass wahre Heilung nicht nur von außen kommt. Vieles hängt von unserer inneren Haltung ab.
Natürlich gibt es bessere und schlechtere Tage. Doch ich kann meinen Blickwinkel verändern. Meine Rückenschmerzen erinnern mich daran, achtsamer mit mir zu sein. Sie zeigen mir, wenn ich mich überfordert habe – sei es durch Perfektionismus, Stress oder zu intensives Training. Heute kann ich darüber schmunzeln, wenn ich mich wieder einmal in zu viele Aufgaben gestürzt habe.
Und manchmal kommen diese kleinen Lektionen – für alle von uns.
Wie neulich, als ich in Eile war und mit den Gedanken schon in meinem Kurs. Eine kleine Unachtsamkeit – und plötzlich lag ich auf dem Bürgersteig. Mit aufgeschlagenen Händen und blauen Knien kam ich humpelnd in meinem Yogakurs an. Doch statt mich zu ärgern, musste ich über mich selbst schmunzeln. Ich wusste längst, dass ich mir einfach mehr Zeit lassen sollte.
Da Stehen und Stützen unmöglich war, gestaltete ich die gesamte Stunde aus der Rückenlage. Und was passierte? Meine Teilnehmer waren begeistert von dieser unerwarteten, sanften Praxis. Es gibt immer eine Alternative.
Und mein Körper? Trotz der Verletzung hat er mich durch diese Stunde getragen, mir wundervolle, schmerzfreie Bewegungen geschenkt. Ich habe ihn anschließend liebevoll verarztet – und mich bei ihm entschuldigt.
Während in den nächsten Tagen meine Muskeln schmerzten und die Wunden heilten, hatte ich volles Vertrauen: Mein Körper weiß, wie er sich selbst repariert.
Danke, Körper. Danke, Leben.